Nach langer Wartezeit steht nun endlich meine Projektplazierung: Ich werde im Kinderheim in Durbanville arbeiten.
In den letzten Wochen und Monaten habe ich versucht, so wenig wie möglich Vorstellungen davon zu entwickeln, was ich in Südafrika machen könnte und wo ich am liebsten hin würde, um möglichen Enttäuschungen vorzubeugen. Auch auf dem Vorbereitungsseminar haben wir darüber gesprochen, dass es wichtig ist, offen an die Projektplazierung heranzugehen. Trotzdem war ich zunächst vor allen Dingen eins: wahnsinnig enttäuscht.
Das Projekt an sich finde ich zwar ok, denn auch wenn es auf den ersten Blick nicht wahnsinnig spannend erscheint, kann ich mir vorstellen, dass es eine vielseitige Tätigkeit wird und mir die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sehr viel Spaß machen wird.
Allerdings werde ich wohl im Projekt selber und nicht in einer Gastfamilie untergebracht sein. Wurde auf dem Auswahlwochenende noch betont, wie wichtig AFS die Unterbringung in Famillien findet, wurde in der Vorbereitungswoche ganz nebenbei erwähnt, dass in Südafrika nur ca. 50 Prozent der Freiwilligen in einer Gastfamile untergebracht sind. Ich finde das wahnsinnig schade, da ich total gerne in einer Gastfamilie gewesen wäre und das auch einer der Gründe war, warum ich mich bei AFS beworben habe. Mit anderen Freiwilligen zusammenzuwohnen bedeutet automatisch, dass man weniger Kontakt mit Einheimischen haben wird, dass man einen weniger tiefen Einblick in die Kultur bekommt und im Zweifelsfall mit Menschen zusammenkommt, die das Land auch nicht besser kennen, als man selbst.
Dass eine andere deutsche AFS-Freiwillige ebenfalls im Projekt arbeiten wird,finde ich auch nicht wirklich toll. Andererseits wird es auch viel an einem selber liegen, sich trotzdem voll auf das Projekt, eine neue Sprache und neue Menschen einzulassen und nicht nur mit "Landsleuten" zusammen zu sein.
Trotzdem hat schon mein Englandaufenthalt in einer Community mit sehr vielen internationalen Freiwilligen dazu geführt, dass ich am Ende wenig Kontakt zur lokalen Bevölkerung, Sprache und Gewohnheiten hatte- ich hoffe sehr, dass es in Südafrika nicht so wird.
Was mir allerdings gut gefällt, ist der Ort des Projektes. Durbanville ist ein Vorort von Kapstadt, in der Provinz "Western Cape". Ich bin also weder mitten in der Stadt noch am Ende der Welt. Die Einwohnerzahl liegt bei ca.54.000, die am meisten gesprochenen Sprachen sind Englisch und Afrikaans. Ich bin gespannt, ob es mir gelingt, mit Hilfe meiner Niederländischkenntnisse zumindest ein bisschen Afrikaans zu lernen.
Im großen und ganzen hoffe ich, dass meine momentane Enttäuschung bald wieder durch meine Vorfreude überdeckt wird. Denn am Ende werden alle Projekte, Orte und Unterkünfte ihre Vor- und Nachteile haben und bevor ich tatsächlich vor Ort bin, ist eigentlich auch müßig, sich über Dinge zu ärgern, die noch gar nicht Realität sind.
(Zur ersten Vorbereitungswoche hoffentlich am Wochenende mehr)