Nun sind die ersten zwei Monate rum und der letzte Blogeintrag schon eine ganze Weile her...
Ich versuche immer noch, mich damit abzufinden, dass es nicht das Abenteuer und die Herausforderung ist, die habe,sondern eine andere Erfahrung-aber es gelingt mir nicht immer. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal soviel Freizeit und so wenig zu tun hatte. Zwar versuche ich gegenzusteuern- neben Gym sind die ersten Couchsurfing-Requests geschrieben, ich lese mich durch einen Onlinekurs zu Global Poverty und fange bald mit einem zweiten an, aber ich würde gerne auch mehr im Kinderheim machen und habe leider noch keine eigene Idee gefunden, die ich umsetzen kann.
Ansonsten geht es mir aber gut,ich liebe die (meisten) Kinder,verstehe mich gut mit den anderen Volunteers und finde Südafrika an sich wirklich großartig.
Nightshift
Auch im Mai werde ich weiterhin Nightshift arbeiten...
Im April war ich die meiste Zeit bei den kleinen Kindern (Happy Feet) eingeteilt. Alle paar Stunden müssen Kinder geweckt und auf Toilette gebracht und Windeln gewechselt werden. Ab und zu muss man Kinder beruhigen die Alpträume haben oder schlecht einschlafen können. Morgens wecke ich die Kinder und helfe den Jüngsten beim Anziehen. Auch wenn es ein ganz schönes Durcheinander ist,wenn 13 Kinder gleichzeitig aufstehen/nicht aufstehen wollen,zur Toilette gehen, sich anziehen, ausziehen und hin und herrennen-eigentlich ist das meine Lieblingszeit der Nightshift,weil ich dann alle Kinder wach und zusammen erleben kann.
Während der Nightshift lese ich sehr viel, neben Büchern (Buch Nr.12-I am Malala,auf jeden Fall lesenswert!) auch südafrikanische Zeitungen (meist auf englisch, hin und wieder afrikaans) und die bereits erwähnten wissenschaftlichen Texte.
Das positive an der Nightshift ist allerdings nach wie vor, dass man tagsüber jede Menge Zeit hat, Dinge zu unternehmen:
M'zolis
Das M'zolis ist ein Venue im Township Guguletho (Bild 1). Es ist im Prinzip eine Schlachterei mit angeschlossen Zelt zum Essen,Trinken und feiern.
Um ins Zelt zu gelangen,muss man sich zuerst Essen kaufen. Für mich als Vegetarierin ist die Auswahl einfach, denn das einzige Veggiegericht ist Pap (Maisbrei) mit Chakalaka (Bild 2, links). Trotzdem liebe ich das M'zolis, es ist immer voll mit den unterschiedlichsten Leuten (Einheimische und Touristen bunt gemischt), es gibt Musik, Getrommel, Leute die tanzen, trinken, Spaß haben...ich bin mit Sicherheit nicht um letzten Mal dagewesen.
Allerdings werden wir uns verkneifen,noch einmal am Tag vor einem Feiertag dorthin zu gehen,es war einfach brechend voll-nicht nur drinnen sondern auch auf der Straße (Bild 3) und die anderen mussten ewig auf ihr Fleisch warten (hihi).
Signal Hill
Letzte Woche war ich zusammen mit vier anderen Volunteers (aus Frankreich, Dänemark und Deutschland)auf dem Signal Hill, einer Anhöhe neben dem Tafelberg zu einem Geburtstagspicknick. Von dort aus hat man wirklich einen wunderschönen Ausblick über Cape Town und auf den Tafelberg (Bild 4).
Lions Head
Ein paar Tage später ging es dann noch ein bisschen höher hinauf auf den "Lions Head". Der 670 m hohe Berg verdankt seinen Namen allerdings der Form, die letzten Löwen wurden dort Anfang des 19.Jh. erschossen...
Der Weg rauf zur Spitze führte für ca. 45 min. über Stock und Stein (Bild 5), unterwegs waren Leitern und Sprossen zu überwinden. Oben angekommen hatte man einen traumhaften Rundblick über Cape Town (Bild 6 und Bild 7, zusammen mit Mathilde.)
Ostern
Am Ostersonntag hatten einige Volunteers eine " Easter Egg Hunt¨ organisiert- ich habe im Vorfeld mitgeholfen, die 111 Osternester zu basteln und auch, die Nester zu verstecken (Bild 8). Es war wirklich lustig, den Kindern beim Suchen zuzusehen und selbst die Älteren haben mit Freude mitgemacht.
Ansonsten habe ich von Ostern nicht so viel mitbekommen, außer das man hier Massen von mit Schokolade überzogenen Marshmellow-Eiern isst. Gefärbte Eier scheinen nicht üblich zu sein, zumindest wussten die Kinder damit nicht viel anzufangen (außer sich damit zu beschmeißen).
Township
Das Kinderheim hat eine Kooperation mit einem Township-Projekt. Letzte Woche bin ich das erste Mal mitgefahren.
Das Township Klipheuwel (Bild 9) liegt nur ca. 15 km von Durbanville entfernt, aber es kommt einem vor als ob man sich in einer anderen Welt befindet. Zwar bin ich schon ein paar Mal an Townships vorbeigefahren, aber noch nie ist mir der Kontrast von arm und reich von Luxus und Elend so direkt begegnet.
Grundsätzlich ist es schockierend zu sehen, wie krass Südafrika immer noch von Gegensätzen und Trennung geprägt ist. Oft kommt es mir so vor, als würden Weiße, Coloureds und Schwarze neben- und nicht miteinander existieren. Sicherlich wird der Eindruck aber auch dadurch verstärkt, dass Durbanville sehr weiß geprägt ist. Wenn man hier in eine Bar oder ein Restaurant geht, sind die Gäste in der Regel weiß- und die einzigen Schwarzen die Angestellten. "Gemischte" Gruppen sieht man selten.
(Falls jemamd über die Begrifflichkeiten stolpert:habe das jetzt einfach mal so übernommen, wie es hier auch genutzt wird)
Im Township haben die Jungs Fußball gespielt (Bild 10)- wer einmal dort war, wird sich vermutlich nicht mehr so schnell über die Rasenqualität eines deutschen Fußballplatzes beschweren. Ich habe eine Weile lang zugeguckt und dann mit zwei Mädchen fern gesehen.
Kapstadt
Heute bin ich alleine in Kapstadt gewesen, um einen historischen Rundgang entlang der Waterfront zu machen- ich genieße es auf jeden Fall, dass Kapstadt so nah und zur Not auch ohne Auto zu erreichen ist. Für die kälteren Tage habe ich mir vorgenommen, die zahlreichen Museen in Kapstadt zu besuchen..
Und sonst so?
Mein Fitnesstrainer meint: "Hitler was a great statesman" (...)
Am 1.Mai habe ich das erste Mal wirklich Heimweh gehabt,nach Menschen, Politik und Kreuzberg...
Ich gucke beim Straße überqueren schon häufiger zuerst rechts als links..
Für eine Fleischesser-Nation gibt es hier eine erstaunlich gute Auswahl an Veggi-Produkten.
Es wird kalt! Möglicherweise hält der Winter nun doch Einzug..
Soweit erst mal...lasst es euch gutgehen! Und genießt den langsam heranrollenden deutschen Sommer :)
Sarah
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