Ihr Lieben,
es ist schon wieder eine ganze Weile her, dass ich geschrieben habe...aber irgendwie fällt es mir zunehmend schwerer, mich zu motivieren. Die Tage fliegen so dahin und abgesehen von wenigen Ausnahmen ist man in seinem Alltagstrott gefangen...
Hier nun aber trotzdem mal wieder ein Bericht über die Ereignisse der letzten Wochen, ich werde versuchen in Zukunft öfter, aber dafür kürzer zu berichten ;)
(Durch kaputten Adapter, krank im Bett rumliegen und nichtfunktionierendem Internet hat sich der Post nochmals verzögert, alles ist also noch viel länger her, aber was solls :p )
Wine-Tasting
In den letzten Wochen bin ich endlich dazu gekommen, einige der zahlreichen Weinfarmen zu besuchen.
Zusammen mit Franzi und Ani war ich bei den Weingütern Uitkyk und Vergeleden.
Bei der ersten Farm habe ich mein erstes Wine-Tasting gemacht (Bild 1), was ziemlich witzig war, denn die Frau hätte mir totalen Blödsinn über den Wein erzählen können, gemerkt hätte ich es nicht.
Die Hinweise zu den Weinen gab es im übrigen auf Deutsch-am Anfang habe ich mich geärgert, schon wieder Deutsch zu hören, aber am Ende fand ich es eigentlich ganz cool, denn ich bin mir sicher, ich würde mir nicht die Mühe machen und Deutsch lernen, wenn ich es nicht zufällig schon sprechen würde,- umso faszinierender wenn es andere tun. (Wobei man hier natürlich auch jede Menge Gelegenheit zur Anwendung hat, Deutsche gibt es in Kapstadt wie Sand am Meer).
Die zweite Weinfarm war riesig, neben der üblichen Weintesterei gab es auch verschiedene Gärten, uralte Bäume, eine Bibliothek, Restaurant, Café... (Bild 2, 3 und 4- zusammen mit Franzi).
Zusammen mit ein paar anderen Volunteers war ich ein paar Tage später beim ¨Delaire Graff Wine Estate¨. Auch das ein riesiges Weingut und um einiges schicker als die bisher besuchten (dafür aber auch mit wunderschöner Aussicht). (Bild 5 + 6)
Hiking up Table Mountain
Letztes Wochenende war ich das erste mal auf dem Tafelberg, zusammen mit anderen Volunteers, einem Couchsurfer und ein paar seiner Freund*innen. Zwar haben wir aufgrund des regnerischen und nebligen Wetters (Bild 7 + 8) keine gute Aussicht genießen können, aber irgendwie hatte das ganze auch so seinen Reiz. Fünf Stunden lang sind wir über Stock und Stein gewandert, sind fast in einen See gelaufen (es war so neblig, dass man den Anfang kaum sehen konnte, Bild 9), haben uns am Ende leicht verirrt, weil der Weg nicht eindeutig (genaugenommen: gar nicht) ausgeschildert war und haben zum Schluss noch einen kurzen Abstecher in den Kirstenbosch Garden gemacht, den ich auf jeden Fall noch mal bei gutem Wetter besuchen will.
Das Kinderheim....
Childcare-Worker
Neben den internationalen Volunteers gibt es in jedem Haus Childcare-Worker, die tagsüber die Kinder betreuen. Das erste was mir aufgefallen ist: es wird extrem viel geschrien. Das zweite was mir aufgefallen ist: Im Zweifelsfall wird man von den Childcare-Workern einfach ignoriert, kommuniziert wird meist über die Kinder und falls man doch mal angesprochen wird, wird man allgemein als ¨Volunteer¨ bezeichnet.
Das dritte was mir aufgefallen ist: Die Erfahrung mit den Childcare-Workern ist extrem davon abhängig, in welchem Haus man eingeteilt ist und auf welcher Schicht man arbeitet. Es gibt wie überall richtig tolle Leute und Menschen, denen man lieber aus dem Weg gehen würde.
Ich habe ziemlich Glück, sowohl im Haus der großen Mädchen als auch von der Childcare-Workerin die meistens morgens da ist, wenn ich bei den Kleinen bin, werde ich mit Namen angesprochen und gegrüßt. Wenn man mal in einem anderen Haus ist, ist alles sehr viel anonymer und man fühlt sich oft überflüssig und fehl am Platz. Schon erstaunlich was für einen Unterschied am Ende selbst kleine Gesten machen können...
Punishment...
Weckzeit für die Kinder ist um 6 Uhr, allerdings passiert es bei den Kleinsten häufig, dass sie eher wach sind und dann anfangen laut zu sein und aufzustehen- was verboten ist, alle müssen bis 6 Uhr in ihren Betten liegen bleiben. In einer der letzten Nachtschichten wurde es morgens sehr unruhig, weil zwei der Jungs gesungen und erzählt haben und einfach nicht still sein wollten. Deswegen ist dann die Nightshift-Leaderin gekommen, hat die beiden angebrüllt, dass sie gefälligst leise sein sollen und die beiden zur Strafe dazu verdonnert, im Flur zu sitzen und die Wand anzustarren. Nun erinner ich mich dunkel daran, dass zu Schulzeiten auch mal Leute vor die Tür oder in die Ecke mussten, aber eine halbe Stunde lang, bei Temperaturen wo ich trotz zwei Decken und Pulli gefroren habe? Irgendwie escheint mir das wenig sinnvoll...
Auch andere Dinge finde ich gelinde gesagt merkwürdig. Ich hatte schon mal berichtet, dass wir nicht zusammen mit den Kindern essen, sondern danebensitzen und zusehen. Es ist allerdings nicht so, dass alle Kinder zusammen an einem Tisch sitzen. Zumindest bei den Kleinsten gibt es nach Größe gestaffelte Tische (was man zumindest wenn mehrere Kinder an einem Tisch sitzen vielleicht noch verstehen kann). Aber was ich am Dienstag gesehen habe, fand ich einfach nur traurig: Alle kleinen Jungs saßen zusammen an einem Holztisch auf der einen Seite des Raumes und Dre, der jüngste, saß alleine an einem Tisch auf der anderen Seite, mit dem Rücken zu den anderen Jungs....
Outdoor Time
Nun ist "gutes Wetter" bekanntlich relativ oder (wie die meisten Lehrer*innen sagen würden): es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung...trotzdem waren die kleinen Kinder heute zum ersten Mal seit Tagen wieder draußen, da die Sonne geschienen hat. Selbst bewölkter Himmel führt dazu, dass alle drinnenbleiben müssen und dann meist vor dem Fernseher sitzen...
Toy Library
Seit letzter Woche habe ich endlich ein Toy Library-Kind. Das bedeutet, dass man mit diesem Kind mindestens ein mal in der Woche Zeit verbringen soll, mit basteln, spielen, backen, rechnen, schreiben etc.
Da ich die letzten Tage krank im Bett lag, konnte ich bisher leider noch nichts unternehmen, hoffe aber, dass ich dann nächste Woche endgültig loslegen kann.
Und sonst so?
Gendern? Was macht man eigentlich mit englischen Begriffen, die man ins Deutsche übernimmt? Ist es die Nightshift-Leaderin oder bleibt auch die Frau ein Nightshift-Leader? Und sind es Childcare-Worker oder Childcare-Worker*innen?
(Irgendwie ist es da mit dem Englischen zumindest in diesem Fall doch um einiges unkomplizierter)
Mein einsames Seniorinnen-Dasein hat ein Ende, seit ein paar Tagen arbeitet eine ebenfalls 27-jährige Schweizerin im Kinderheim...
Abschiede...Die meisten der aktuellen Volunteers verlassen nun nach und nach das Kinderheim- es wird zunehmend leerer. Es ist schon komisch, wenn Menschen, die man drei Monate lang so gut wie jeden Tag gesehen hat plötzlich nicht mehr da sind. Aber ich bin gespannt auf die neuen Volunteers, die wohl vor allem ab August eintrudeln werden.
Sommer? Nee! Winter... Mittlerweile ist der südafrikanische Winter dann doch angekommen, es ist kalt, windig und regnerisch. (Ungefähr so wie der Herbst in Deutschland). Und auch wenn ich nach einem Jahr England was Regen betrifft so einiges gewöhnt bin- wenn man keine Heizung und keine isqolierten Fenster hat, fühlt sich das ganze doch noch ungemütlicher an..
Letzte Woche sah es sogar so aus, als ob es geschneit hätte (Bild 10, ist aber Hagel nicht Schnee)
Bilder, random:
Bild 11 Sonnenuntergang überm Meer an meinem vorerst letzten Strandtage
Bild 12 Minion in Cape Town
Bild 13 Kirche mit Botschaft
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